Ein vergnügter Theaterabend mit der Komödie von Caron de Beaumarchais aus dem Jahr 1784: Der tolle Tag oder die Hochzeit des Figaro.
Spätestens jetzt dämmert es dem Letzten – Hochzeit des Figaro – da war doch was mit Oper, Mozart, Intrigen, Perücken, Frauen in Reifröcken und Männern in komischen Strümpfen.
Im neusten Stück des Dampf- und Dorftheaters wird gesungen, natürlich Mozart, eine Perücke löst einige Verwirrungen aus, ein Geier zerstört einen Garten, Figaro liebt Susanna und Susanna liebt Figaro. Allerdings will der mächtige Graf Almaviva Susanna noch vor der Hochzeit vernaschen. Um Susanna ins gräfliche Lotterbett zu bekommen, vertraut Almaviva ganz auf die Kunst seines gräflichen Intriganten Bazillus, der eine Intrige nach der nächsten spinnt. Der gewitzte Figaro aber hält mit Gegenintrigen wacker dagegen. Die gräflichen „Absichten“ werden außerdem von einer betrunkenen Gärtnerin und unter den Möbeln herumliegenden Dienern gestört. Nicht zuletzt hat auch die tugendsame Gräfin ein Interesse daran, ihrem Gemahl die Suppe gehörig zu versalzen. Eine schrumpelige Adlige, die unbedingt Figaro in ihr vernachlässigtes Bettchen bekommen möchte, sorgt für zusätzliche Verwirrung. Schließlich bleibt dem Grafen keine andere Wahl, als Figaro in einem inszenierten Gerichtsprozess anzuklagen. Der Richter leidet unter Gewissensschwund, muss aber Gewerkschaftsbeiträge zahlen. Es kommt zum fulminanten Höhepunkt. Achtung! Möglich, dass Ihnen (den Zuschauern) das Lachen bisweilen im Halse stecken bleiben wird.
Sicherheitshinweis: Diese Komödie ist eine Tragödie!
Seit nunmehr zwei Jahrzehnten spielt das Dampf-und Dorftheater deftige Komödien mit einigem Tiefgang. Peter Turrini hat die Vorlage von Beaumarchais so bearbeitet, dass wir erkennen müssen – viel hat sich seit dem nicht geändert. Im Gegenteil – das Stück ist brandaktuell. Regiert nicht ein neuer, mächtiger Almaviva jenseits des Ozeans? Selbstverliebt, machtversessen, sexistisch, einfältig und aber zugleich gefährlich und unberechenbar. Es ist die alte Frage: Welche Mittel haben die kleinen Leute, gegen die Habsucht und Ungerechtigkeit der Großen vorzugehen? Wohin können sie fliehen, wenn ihres Bleibens nicht mehr möglich ist? Sowohl Beaumarchais mit seiner Kritik an den Zuständen am französischen Hofe Luis XVI. als auch Turrini wählen das Mittel der Komödie und zeigen das Lächerliche hinter dem Gehabe der Großen. Turrinis Ende ist radikaler als das des Beaumarchais. (Bekanntlich verlor Luis XVI. sein königliches Haupt auf der Guillotine. Er hatte es zu weit getrieben) Das Dampf- und Dorftheater stellt sich der Frage, was aus den Kleinen wird, wenn die Macht der Großen zwar strauchelt, aber am Ende über Vernunft und Witz siegt.